Franziskanerkloster

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Das Franziskanerkloster Schwaz: Ein Juwel der Altstadt

Das Franziskanerkloster in Schwaz findest du in der Gilmstraße, nur wenige Meter oberhalb der historischen Fußgängerzone in der Franz-Josef-Straße. Das Kloster ist eine der historisch und kunstgeschichtlich bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Tiroler Silberstadt. Die Gründung des Klosters fällt in die Blütezeit von Schwaz zu Beginn des 16. Jahrhunderts und ist eng mit den mächtigen Persönlichkeiten dieser Zeit verbunden.

Geschichte im Schatten Kaiser Maximilians I.

Die Initiative zur Gründung des Klosters im Jahr 1507 ging auf Kaiser Maximilian I. zurück, der auf diese Weise den Wünschen der wohlhabenden Bergherren und Bürger Schwaz‘ nachkam. Da Schwaz zu jener Zeit noch keine eigene Pfarre besaß, übernahmen die Franziskaner, die bereits seit 1471 zur Seelsorge in der aufstrebenden Siedlung tätig waren, eine zentrale geistliche Rolle. Der notwendige Grund und Boden sowie ein angrenzendes Wohngebäude (der spätere „Fiegerhof“) wurden von Hans Fieger dem Älteren gestiftet. Die Fertigstellung und Weihe der Kirche erfolgte bereits 1515. Es entstadt einer der größten und prächtigsten gotischen Sakralbauten Tirols. Die Franziskaner dienten in den folgenden Jahrhunderten nicht nur der Seelsorge, sondern stellten in der Zeit der Reformation auch ein wichtiges katholisches Bollwerk gegen das Vordringen lutherischer Lehren dar.

Die gotische Klosterkirche und ihre Ausstattung

Obwohl die Klosterkirche im Jahr 1735 eine barocke Renovierung erfuhr, bei der unter anderem der Lettner entfernt wurde, hat sie ihren gotischen Charakter bis heute bewahrt. An der Giebelfront der Kirche empfängt ein großes Mosaik die Besucher. Es stellt den Heiligen Franziskus dar. Eine besondere Attraktion ist das monumentale Heilige Grab. Dieses prunkvolle Ostergrab von Christoph Anton Mayr aus dem Jahr 1764 wird alljährlich zur Osterzeit aufgebaut und verhüllt den Hauptaltar, was in dieser Dimension eine Seltenheit in Tirol ist. Im Inneren des nicht-öffentlichen Klostertraktes befindet sich zudem die Historische Konventbibliothek mit einem Bestand von rund 30.000 Bänden sowie ein funktionierendes historisches Uhrwerk aus dem Jahr 1752, das über ein kompliziertes Gestängesystem vier Ziffernblätter an verschiedenen Stellen des Klosters antreibt.

Der berühmte Kreuzgang: Ein einzigartiger Passionszyklus

Der Kreuzgang im Franziskanerkloster Schwaz
Der Kreuzgang im Franziskanerkloster Schwaz
Der Kreuzgang im Franziskanerkloster Schwaz mit den sehenswerten Fresken
Der Kreuzgang im Franziskanerkloster Schwaz mit den sehenswerten Fresken

Das Glanzstück und der Hauptgrund für einen Besuch des Franziskanerklosters ist der Kreuzgang. Er umschließt den rechteckigen Mittelhof mit 22 Arkaden, wobei fünf weitere Arkaden den Gang bis zum heutigen Haupteingang des Klosters erweitern. Der Kreuzgang im Franziskanerkloster Schwaz wurde 1509 eingeweiht und ist mit einem außergewöhnlichen Zyklus von Fresken aus den Jahren 1519 bis 1526 verziert. Kunsttechnisch handelt es sich dabei nicht um Fresken im herkömmlichen Sinne, sondern um eine einzigartige Ausführung: Eine schwarze Pinselvorzeichnung wurde mit nur flächenfüllend aufgetragener Farbe versehen, was den Gemälden die Wirkung eines bemalten Holzschnitts verleiht. Man geht davon aus, dass der Künstler, der in erster Linie Zeichner war, sich von den Holzschnitten zeitgenössischer Meister wie Martin Schongauer, Albrecht Dürer und Hans Schäufelein inspirieren ließ.

Der Zyklus umfasst 24 Bilder, die thematisch der Passion Christi gewidmet sind, ergänzt durch Szenen aus dem Leben des Heiligen Franziskus. Die Abfolge der Bilder entspricht allerdings nicht der biblischen Chronologie, sondern der Reihenfolge der Stiftungen: Jeder Stifter, meist Gewerke oder Bürger der Silberstadt, konnte das Motiv frei wählen. Diese Stifter wurden daraufhin kniend am unteren Bildrand zusammen mit ihrem Wappen – und rechts dem Wappen ihrer Frau – dargestellt. Insgesamt 22 Stifterbildnisse dokumentieren so ein lebendiges Stück Schwazer Geschichte.

Die herausragende kulturgeschichtliche Bedeutung des Zyklus liegt darin, dass der Maler die Passionsgeschichte in das Gewand seiner eigenen Zeit, um 1520, verlegte. Dadurch sind alle dargestellten Gegenstände, Waffen, Geräte und vor allem die Kleidung ein präzises Abbild der frühen Neuzeit. So sind etwa zeitgenössische Landsknechtkostüme zu sehen, Soldaten mit mongolischen Geschichtszügen oder das erste datierte Bild der „Geißelung Jesu“ von 1519 mit asiatischen Typen unter den Peinigern.

Die Ästhetik des Kreuzgangs wird maßgeblich von seinen Gewölben geprägt. An den Scheitelpunkten der Kreuzgewölbe finden sich 25 Wappenschilde als Schlusssteine, eine typische Eigenart des Baumeisters Reichartinger. Diese Wappen sind ein unmittelbarer Verweis auf die frühen Wohltäter und Freunde des Klosters zur Entstehungszeit, darunter so prominente Schwazer Familien wie Fieger, Tänzl, Katzbeck und Stöckl, aber auch die Wappen der Zünfte und Knappenschaften der Stadt.

Eine weitere symbolische Ebene bilden die Konsolen, auf denen die Gewölberippen ruhen: Sie zeigen den Kaiseradler sowie die Wappen der 21 Länder Kaiser Maximilians I., was die enge Verbindung des Klosters zum habsburgischen Kaiserhaus und die weltpolitische Bedeutung Schwaz‘ in dieser Epoche unterstreicht. Zum Innenhof hin öffnen sich 18 einfache, spitzbogige Fenster mit filigranem Maßwerk, in deren Umrahmungen noch heute rund 20 verschiedene Steinmetzzeichen zu erkennen sind – ein klarer Hinweis auf die Existenz der damals blühenden „Schwazer Bauhütte“.

Als die Stadt 1809 von einem verheerenden Brand heimgesucht wurde, wurde der Kreuzgang den obdachlos gewordenen Schwazern vorübergehend zur Herberge und Zuflucht.

Die Franziskanerkloster Schwaz Öffnungszeiten

Der Kreuzgang ist tagsüber in aller Stille öffentlich zugänglich und lädt zum besinnlichen Verweilen ein. Du kannst kostenlos in den Kreuzganz des Franziskanerklosters hinein. Das Franziskanerkloster Schwaz ist ein architektonisches Denkmal, das die Blütezeit der Silberstadt eindrucksvoll konserviert hat.

Franziskanerkloser SchwazÖffnungszeiten
Montag09:30 – 11:30 Uhr
Dienstag09:30 – 11:30 Uhr
Mittwoch09:30 – 11:30 Uhr
Donnerstag09:30 – 11:30 Uhr
Freitag09:30 – 11:30 Uhr
Samstag09:30 – 11:30 Uhr
SonntagGeschlossen

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